Im Gespräch mit Steffen Schulz - Fliegenfischen auf Zander

Zander

 

Hecht, Barsch und … Zander! Die Stachelritter komplettieren das Trio heimischer Raubfische, die mit der Fliege gefangen werden können. Wir haben mit Raubfisch-Experte Steffen Schulz über die Faszination des Zanderangelns gesprochen und wieder wertvolle Tipps & Tricks von ihm erhalten. 

 

adh-fishing: Hallo Steffen! Der Hecht ist schon seit vielen, vielen Jahren ein beliebter Zielfisch für die Fliege. Und auch er Barsch erfreut sich immer größerer Popularität bei uns Fliegenfischern. Einen auf Fliege gefangenen Zander sieht man hingegen seltener. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Steffen Schulz: Das ist eigentlich von zwei Dingen abhängig: Erstens ist es in klassischen Zandergefilden wie z.B. Flüssen mit Strömung, wie dem Rhein, eher schwierig ohne Hänger an die Zander zu kommen, da der direkte Draht wie beim Spinnfischen kaum gegeben sein kann. Zweitens bedarf es einem Vorwissen, in welchem Stillwasser man wann und wo mit Zandern auf Tiefen von zwei bis 6, maximal 8 m rechnen kann. Es ist im Stillwasser generell schwierig, an Zander zu kommen. Einen trüben Fluss mit wenig bis kaum Strömung hat nicht jeder vor der Tür.

adh-fishing: Der Zander kann in Flüssen aber auch Stillgewässern sehr effektiv mit Spinngerät gefangen werden. Vor deiner Zeit als leidenschaftlicher Fliegenfischer warst du hiermit auch viel unterwegs. Welche Erfahrungen helfen dir heute dabei, den Zander mit der Fliege zu überlisten?

Steffen Schulz: Mir hilft die Gewissheit, das laaaaaangsam geführte Köder in der Regel besser fangen, vor allem große Zander lieben das. Nichts ist langsamer, lautloser und verführerischer als ein Streamer.

adh-fishing: Beim Fischen auf Hecht und Barsch hat die Fliege nicht selten die Nase vorne. Wie sieht das beim Zander aus? Gibt es hier auch Vorteile für uns Fliegenfischer?

Steffen Schulz: Die Absinkphase ist beim Gummiangeln oftmals der Moment, wo Zander zuschlagen. Das gleiche gilt für Hardbaits. Und ein Streamer ist genau dafür prädestiniert. Er kann sehr langsam angeboten werden. Ich bekomme eigentlich alle Zanderbisse, wenn ich nach dem Strippen 2, 3 oder mehr Sekunden nichts tue.


adh-fishing: Auf deinem Instagram Account sehen wir viele Zander, die du vom Bellyboot gefangen hast. Worauf achtest du, wenn du einen Spot zum gezielten Angeln auf Zander mit dem Belly suchst?

Steffen Schulz: Ich fische gern an strukturreichen Kanten, an überhangenden Bäumen, unter denen wir 2m oder mehr haben, die viel Schatten werfen. Hier kann man sich nur mit dem Bellyboot ideal platzieren. Ich achte darauf, kein bisschen zu treiben und mich voll und ganz auf die Führung zu konzentrieren. Das ist anstrengend - aber wichtig! Einen Hecht oder Barsch fängt man auch mal dann, wenn man nicht mit dem Kopf beim Streamer ist. Bei Zandern klappt das eigentlich überhaupt nicht. Die Angelei schlaucht ungemein, die Konzentration muss stets bei 110 Prozent sein :)

adh-fishing: Zander halten sich nicht selten in der Tiefe auf. Siehst du hier ein Problem für die Fliege?

Steffen Schulz: Absolut. Genau das schränkt die Gewässerwahl auch so ein. Nachts fische ich nicht gerne, da ginge auch an vielen tiefen Gewässern mehr. Im Frühjahr sind die Zander flach, so zwischen März bis April, bevor sie laichen. Da haben aber viele Gewässer die "geliebte" Schonzeit.

adh-fishing: Wie sieht dein aktuelles Setup zum Zanderfischen aus? Rute, Rolle, Schnur und Vorfach.

Steffen Schulz: 8er Hardy Zephrus oder HBX mit einer MTX-S in 7000, einer Cortland Compact Sink Typ 3, dazu ein 0,40er Stroft Fuorocarbon und eine dünne Titangeflechtspitze, Stahl oder 0,80er Fluorocarbon. Beides fische ich gerne. Die allgemeinen Vor- und Nachteile sind ja bekannt. Wenn ich wenig Kontakte habe und Hechte vorkommen nehme ich gerne ummanteltes Stahl.

adh-fishing: Wir kennen bereits deine Vorlieben für bestimmte Hecht- und Barschstreamer. Gibt es Besonderheiten bei den Fliegen für Zander? Oder bedienst du dich in deinen anderen Boxen? Was ist z.B. mit Jigs oder sehr stark beschwerten Mustern?

Steffen Schulz: Da ich voll auf lange Absinkphasen setze nutze ich keine beschwerten Streamer. Meine absolute Lieblingsfliege ist ein Barschimmitat aus Baitfishfibre, bemalt, so um die 18cm. Einfaches Muster und es fängt einfach wie der Teufel. Extrem weiches Material, das auch beim Nichtstun spielt und dabei auch noch UV-aktiv ist.

adh-fishing: Der Zander kommt in unterschiedlichen Gewässern vor. Du befischst ihn gerne auf den großen Seen in Holland. Wie sieht deine Taktik dort aus?

Steffen Schulz: Ich suche viel mit dem Echolot und der Livemapping-Funktion nach Mikrostrukturen an Kanten und nach Futterfischen an genau eben diesen Strukturen. An Ruheplätzen muss man die Fische richtig nerven aber genau hier stochert man mit der Fliege eben genau so lange, bis sie beißen müssen. Fressplätze sind naturlich schöner. Es gilt viel zu suchen und zu probieren. Spots aus Gummijahren helfen, denn ich weiß so mindestens wo man angreifen muss. Augen auf, wo andere Angler fischen, schadet sicher nicht und sich austauschen natürlich auch nicht. Wichtig: Auch wenn man Strecke machen will, Zander wollen eine langsame Führung. Das ist schwer und nervt, wenn man neue Spots sucht.

adh-fishing: Wie sieht es beim Zanderfischen im Fluss aus? Gibt es hier Besonderheiten, die zu berücksichtigen sind? Zum Beispiel Tageszeit, Tiefe etc. ?

Steffen Schulz: Meine Flüsse sind trüb und strömungsarm, ähneln quasi Seen. In der Strömung habe ich keine Erfahrung, ist mir zu anstrengend und mühsam. Ich weiß von Freunden, dass es an Flüssen morgens und abends am besten klappt, wenn man nicht mehr in den Gumpen stochern muss, wo man im Buhnenkessel eh nur hängen bleibt. In den aktiven Phasen kann man flach an der Steinpackung fischen. Das lohnt sich. Nur ist es schwer, gezielt große Zander zu fangen.

adh-fishing: Der Zander ist über das Jahr gesehen nicht immer an den gleichen Spots anzutreffen. Wo siehst du die größten Unterschiede zwischen der Fischerei im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter?

Steffen Schulz: Der Juni ist, wie überall auf Zander, der leichteste und beste Monat. Nach der Laichzeit geben sie einfach alles, beißen oft den ganzen Tag über. Das Frühjahr lohnt sich ebenfalls. Herbst und Winter sind Monate, wo man an flachen Gewässern mehr Erfolg hat, da die Zander einfach nicht abhauen können, um es auf den Punkt zu bringen.

adh-fishing: Einen großen Zander mit der Fliege zu fangen ist etwas sehr Besonderes. Gibt es hier besondere Tipps, damit es auch mit einem Stachelritter über 80cm klappt?

Steffen Schulz: Nein, den gibt es leider nicht. Man muss einfach dran bleiben :)

adh-fishing: Was war dein persönliches Highlight beim Zanderfischen?

Steffen Schulz: Das war der Juni 2019, wo ich einen 96er fangen durfte. Schwacher aber eindeutiger Biss gefolgt von einem brutalen Drill mit diesem herrlichen "Treppe-Runtergehen-Kopfstößen". Der Zander ist der einzige Räuber, bei dem ich mich konsequent über JEDE Größe freue, ich habe daher unglaublich viele Highlights erleben dürfen. Kleine Hechte und Barsche, können mal nerven, wenn man einen Dicken sucht. Zander, ich liebe sie einfach alle, denn es ist nach wie vor ein heikler Fisch und es gibt mit der Fliege noch viel zu lernen. Derjenige, der im Freiwasser den Code knackt, der hat Zugang zu massenhaft großen Zandern. In tiefen Seen sind sie eben gerne dort.

adh-fishing: Vielen Dank für das Gespräch, Steffen und weiterhin viel Erfolg mit den dicken Zandern!


Steffen Schulz: Danke, hat  wie immer Spaß gemacht!

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